Ausgelesen: John Lanchester – Die Mauer

„Kapital“, das Buch zur Finanzkrise, ist vom gleichen Autor. „Die Mauer“ ist weniger raffiniert, aber greift auch wieder ein aktuelles Thema auf: in einer nicht all zu fernen Zukunft umgibt sich Großbritannien mit einer Mauer um Klimaflüchtlinge abzuwehren. Brexit und Klimawandel werden flugs in einander verwoben.

An der Mauer wird Wachdienst geschoben und wenn es Eindringlingen gelingt, die Mauer zu überwinden, dann werden die Wachmannschaften zur Strafe selbst hinaus geschickt aufs kalte Meer. Genau das passiert unserem Ich-Erzähler, der uns im Sprachduktus eines einfachen Menschen von seinem Wachdienst erzählt, von den Varianten der Kälte, die man dabei erdulden muss, von der Endlosigkeit der Zeit, der zermürbenden Langeweile. Und dann davon, wie sein Abschnitt tatsächlich von Eindringlingen überwunden wird und was ihm auf dem Meer passiert.

Dem Autor gelingen eindrückliche Beschreibungen seiner Dystopie. Und dem Autor gelingt eine sehr schöne Begründung dafür, warum ein Ich-Erzähler uns vollquatscht. Schon allein dafür lohnt es sich, das Buch bis zu Ende zu lesen.