für Erich Claus
Ich habe hier schon mehrfach (z.B. hier) die These geäußert, dass eine Person sich durch die Sachenwelt definiert, mit der sie sich umgibt, genauer: die Person entsteht erst aus der Verknüpfung des Menschen mit seiner Sachenwelt. Ändert ein Mensch die Dinge, die ihn umgeben, dann ändert er seine Person.
Eine Nagelprobe für diese These: Was passiert mit der Person, wenn der Mensch stirbt? Denn wenn die „Dinge“ mit denen er sich umgab, Teil seiner Person sind, dann kann diese Person nicht ganz verschwunden sein. Und so ist es auch.
Zunächst einmal denkt man bei der Suche nach einer Metapher vielleicht an die Schatten, die als einziges von den Menschen in Hiroshima übrig blieben. Oder an ein Puzzel, in dem ein Stück fehlt. Oder an einen Jenga-Turm, dem ein Holzstab entnommen wurde.
Die richtige Metapher ist aber eher: Der Tote ist ein schwarzes Loch. Ein Stern kommt zu seinem Lebensende, bäumt sich auf, um in sich zusammen zu fallen. Dann ist der Stern, der doch schon immer da war und dessen Abwesenheit man sich nicht vorstellen konnte, weg. Nichts vermag den Stern mehr sichtbar zu machen. Und doch ist da noch etwas. Denn alles rund um den Ort, an dem der Stern war, verhält sich so, wie wenn da noch etwas wäre. Verhält sich anders, wie wenn da nichts wäre. Andere Himmelskörper schwenken aus ihrer Bahn wegen des schwarzen Lochs, selbst das Licht beugt sich anders wegen ihm.
Die Orte an denen ein Verstorbener sich aufhielt, die Menschen mit denen er zu tun hatte, die Dinge, die er machte, mit denen er sich umgab: alles ist noch da und damit auch ein Teil seiner Person.