Ausgelesen


Kai Wieland: Amerika

Ein Erstlingswerk mit Ambitionen, die eigentlich ganz gut erfüllt wurden. Ein kleines Dorf im schwäbischen Wald nahe Murrhardt in dem Weltgeschichten, na jedenfalls die deutsche Geschichte das letzten Jahrhunderts stattfindet.

Ein Nazidichter besuchte den Dorflehrer, der strammer Parteigänger ist. Ein Kriegsheimkehrer stirbt – Unfall oder Mord? Die Dorfschöne wird zur herumreisenden Hippie-Drogenexpertin. Zwei Raubautzen verticken Drogen in der Amikaserne und geraten unter die Räder. Und so weiter und so fort. Die Dorfgeschichte wird von vier Stammgästen der einzigen Kneipe erzählt und vom Chronisten notiert. Die Figur des Chronisten ist vielleicht ein wenig störend, aber okay, er hat einiges zu notieren und ohne ihn würden wir die Geschichte des Dörfchens nicht erfahren. Und die ist spannend. Und gibt Einblicke in das Zusammenleben der amerikanischen Besatzungsmacht mit den Schwaben. Und ist sogar über weite Strecken plausibel. Ja, eigentlich ganz gut. Vielleicht ein wenig sperrig. Aber, was sollst. Es ist ja ein Erstlingswerk.

Michael Ondaatje: Kriegslicht

Ich mochte den „Englischen Patienten“ sehr. Und auch „In der Haut eines Löwen“. Aber „Kriegslicht“ war … langweilig? Da werden zwei Londoner Jugendliche von ihren Eltern verlassen. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Aufwachsen tun sie bei einer Gruppe zwielichtiger Gestalten. Mit denen werden sie zu Hunderennen mitgenommen und zu nächtlichen Bootsfahrten auf den Kanälen der Stadt. Was auch immer sie da transportieren. Sie werden von Unbekannten bedroht. Irgendwann taucht die Mutter wieder auf. Und wird ein paar Jahre später ermordet.

Das könnte alles sehr spannend sein. Ist es aber nicht. Es ist auf die langweiligst mögliche Art erzählt. Das muss man auch erstmal schaffen! Erzählt wird aus der Perspektive eines der verlassenen Kinder, aus der Sicht des Jungen. Er hat in der damaligen Situation nicht verstanden, warum seine Eltern so handeln und er versucht es sich später zu erklären. Sucht Spuren und tut dies Jahrzehnte lang. Auch diese Konstruktion ist eigentlich vierversprechend. Da könnte man was draus machen. Aber der Bub tut sich dann doch seeeehr schwer mit der Rekonstruktion und ich kann dem mühsamen Stochern in der Asche der Vergangenheit nichts abgewinnen. Schade. Die Figuren sind eigentlich interessant: die erste Freundin, der Boxer … aber nee …

Ondaatje hat sicher absichtlich so geschrieben. Mir hat er damit keinen Gefallen getan.

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