Vorab schon gleich die absolute Leseempfehlung!
Der Text ist schon vor Jahren, 2007, erschienen, aber ohne Frage in einem zeitlosen Stil verfasst. Ein schmales Bändchen, das den Leser gleich auf den ersten Seiten einfängt und nicht mehr los lässt. Ein ganzes Stück weit lebt der Text von dem Geheimnis um die kindliche später jugendliche und erwachsene Erzählerin. Deshalb vorher besser nicht den Amazon-Text oder ähnliches anschauen! Im Zusammenhang mit diesem Text ist die Metapher ungehörig, aber trotzdem: der Leser wird auf die Folter gespannt. Man bewegt sich in einer Welt aus Kinderperspektive mit einem kindlich-einfachen Wortschatz. Assoziationen zum „Grossen Heft“ von Agota Kristof sind erlaubt und anfangs sicher auch zu Günter Eich und seiner „Inventur“. Schon bald beschleicht einen das Gefühl, dass sich eine Kluft auftut, zwischen dem Erzählten, Beschriebenen und der Wirklichkeit. Dass die Wörter nicht die Wirklichkeit beschreiben.
Ungekünstelt, aber kunstvoll hält die Autorin die Leser im Unklaren. Und doppelt damit die Verschleierung der Wirklichkeit, die damit im Beschriebenen genauso stattfindet, wie in der Leseerfahrung. Bis sich am Ende die Wahrheit und Wirklichkeit doch Bahn bricht. Gänsehaut ist das Mindeste, was man gegen Ende des Textes hat.