Principessa (6)

Lieber Onkel Onofried,

du warst schon immer ein übler Spötter, aber jetzt treibst du deinen Spaß gar zu toll. Man sollte gerade meinen, dass du auf Seiten dieser Republikaner stehst, dieser Verächter der alten Ordnung. Deine zotige Bemerkung, die Principessa wäre wohl einbeinig, weil nur die Abdrücke stets des rechten Fußes zu sehen sind, ist gemein und treibt mir die Tränen der Wut in die Augen. Du weisst genau, dass ich mit der modernen Technik, mit Apparate aller Art nicht gut umgehen kann. Daran wird es gelegen haben, dass das Bild diesen Eindruck macht. Und inzwischen hat die Flut die Spuren weggewischt. So dass ich deinem Spott nichts mehr entgegensetzen kann.

So ganz anders als du und um so vieles herzlicher reagieren die Menschen hier auf die Entdeckung IHRER Spuren. Da man nun IHRE Spuren am Strand gefunden hat, ist es sicher, dass SIE übers Meer kommt. Seit heute stellen sich kleine Gruppen junger Männer in der die Wellen um nur ja die ersten zu sein, derer sie angesichtig wird. Vereinzelt mischt sich auch Weibsvolk unter die Männer. Da aber alle dicke Anzüge tragen, ist dies statthaft und stets schicklich.

Etwas anderes macht uns Verdruß: an Stellen, die wir gestern mit unserer Putzbrigade gesäubert haben, liegt heute schon wieder Unrat, vorzugsweise Laub, wie ausgestreut. Wir vermuten, dass es sich um die kleinliche Rache vereinzelter Republikaner handelt. Aber, da kennen sie uns schlecht! Den Besen frisch geschunden und frohen Mutes ans Werk! So war unser Motto heute und so wird es auch morgen und sollte es von Nöten sein, auch jeden kommenden Tag sein, bis diese Republikaner keinerlei Laub mehr finden, dass sie ausstreuen könnten.

Dein lieber Vetter Franz

 

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