Jerry, der tölpelige Stiglitz

Man glaubt es nicht, was einem beim Finanzamt passieren kann!

jerry_1 Gestern nach dem Abendessen flanierten wir noch kurz zum Finanzamt, musste dort noch was einwerfen. Auf der großen Asphaltfläche vor dem Amt kugelte etwas herum. Zusammen-geknäultes Durchschlag-papier, dachte ich erst. Bis es hopste und sich als noch nicht ganz flügger Vogel heraus stellte. Der Kerl war denkbar desorientiert, drängt zum Finanzamt – wer macht so was schon? – hopste und wusste nicht recht, wofür Flügel da sind. Nirgendwo war ein Nest zu sehen, dafür aber frei laufende Hunde auf der Abend-promenade.

Bevor wir dem Kerl aber helfen konnte, beschloss er, auf einem Gullideckel zu balanzieren. Ging nicht lang gut. Mit einem Pieps flutschte er in den Gulli und war weg. Also, Gullideckel wegwuchten und schauen, wo er steckte. Als wir ihn raus hatten und der Gulli zu war, wollte er schon wieder zum Amt – da war aber echt nirgendwo ein Nest zu sehen.

Also ab mit ihm auf die Grünfläche, an den Fuß eines Baumes und dort absetzen. Den Fuß eines Baumes fand Jerry, wie er inzwischen hieß, weniger interessant, als meinen Fuß, auf den er sich setzte und dort sogar herumtragen ließ. Irgendwann flog er doch ein par Meter, wurde aber von einem etwas höheren Grashalm aus den Lüften gerissen. Als ich ihm meine Füße in der  dreieckigen Ballettgrundposition entgegenstelle, tappt er in das Dreieck und schlief dort ein.jerry_2

In einem herum-kollernden Coffee-to-go-Becher haben wir ihn dann zu mir transportiert. In einen aufgeschlitzten und ausgelegten Karton auf den Balkon gesetzt, Wasser und Futter bereit gelegt, die Kartonöffnung schön Richtung Freiheit. Ratz fatz pennte Jerry weg. Drei Stunden später noch mal geguckt: Jerry schlief. Am nächsten Morgen schlief er dann immer noch – jetzt aber für immer.

Man sagt ja, dass einen im Moment des Todes die Seele verlässt und zum Himmel fliegt. Naja, bei Jerry wars ein kleiner Vogelschiss. Er hatte es ja noch nicht so mit dem Fliegen.

Ach Jerry, schade um dich.

Dass Jerry ein Stiglitz war, das wusste übrigens Daniel, als er den ersten Blick auf die Fotos warf. Danke für die Bestimmung! Ich hätte ihn sonst für einen Dodo gehalten – wegen seines etwas glücklosen Verhaltens.