April-Auslese: Katja Petrowskaja „Vielleicht Esther“

Ein schmales Bändchen, aber ein ganz großes Buch! Die Autorin erzählt die Geschichte ihrer Familie über vier, fünf Generationen. Und schreibt gleichzeitig über das Erzählen von Geschichte. Wie irrwitzig, dass ihre Vorfahren Taubstummenlehrer waren. In dieser Doppelrolle desjenigen, der nicht alle Sinneseindrücke hat, um das Überlieferte aufzunehmen und dessen Sprache nicht genügt, das zu erzählen, […]

April-Auslese: Martin Mosebach „Das Blutbuchenfest“

Ein Buch, das ich gern las. Die Konstruktion ist nicht übermäßig phantasievoll: jedes Kapitel dreht sich weitgehend um jeweils eine Person; der Personenkreis aus dem geschöpft wird ist die Frankfurter Schickeria; die verbindenden Glieder sind von Anfang an Ivana, die bosnische Putzkraft, und im Fortgang des Buches zunehmend mehr das „Blutbuchenfest“. Die Geschichte entwickelt sich […]

Fotografie und Zeit

„Fotos halten den Moment fest.“ Stimmts? Nee, stimmt nicht. Wie war das denn in den Anfängen der Fotografie? Langzeitbelichtungen waren notwendig, um überhaupt ein Bild zu bekommen. Der „Moment“ war dann durchaus mal ein paar Stunden lang. Okay, schnell wurde die Empfindlichkeit der Platten gesteigert, die Objektive wurden besser und damit die Belichtungszeit kürzer. Trotzdem: […]

Ausgelesen: „Treideln“ von Juli Zeh

Keine Ahnung, wie Poetikvorlesungen in Frankfurt sonst so sind. Die von Juli Zeh ist ein „Briefroman“: E-Mails, die sie an diverse Adressaten schickt (die Antworten ahnen wir nur aus ihren Texten), E-Mails, die zuerst ihre harsche Ablehnung der ihr angetragenen Poetikvorlesung beinhalten, die dann aber, nachdem sie überredet wurde, ihre Poetik beinhalten. Oder jedenfalls eine […]

Ausgelesen: Wolfgang Herrndorf „Diesseits des Van-Allen-Gürtels“

Seit langem mal wieder eine Sammlung Erzählungen, nein, Kurzgeschichten gelesen. Der Unterschied? Ich glaube, eine Erählung hat eine Entwicklung, eine Handlung. Eine Kurzgeschichte ist eher ein Blitzlicht auf eine Situation. In einer der Geschichten zitiert Herrndorf Chabrol: „Eine gute Geschichte muss einen Anfang haben, ein Mitte und ein Ende.“ Nun, für Kurzgeschichten gilt dies nicht. […]

Ausgelesen: „10 Milliarden“ von Stephen Emmott

Lernt mit Gewehren umzugehen! Stephen Emmott ist angesehener Forscher für „computational science“. Was passiert, wenn in Kürze 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Das muss sich doch ausrechnen lassen. Dies dürfte der Ausgangspunkt seiner als Buch (und übrigens auch als Theaterstück!) vorliegenden Überlegungen gewesen sein. Nun hat er aber keine komplexen Formeln und komplizierten […]

Februar-Auslese

Für den Lesekreis, der heute bei mir war, hab ich ein wunderbares Buch gelesen: David Foster Wallace: „Der bleiche König“ Für mich eines der besten Bücher ever – mit Platz in meinen persönlichen Top 50. Warum? Jede Seite (und es sind immerhin über 600) macht glücklich, quasi eine Art Superdroge. Aber, vor Drogenkonsum muss ernsthaft […]