August- und September-Auslese

  • Keigo Higashino: Verdächtige Geliebte // Ein Krimi aus dem Japanischen. Die Nachbarin bringt ihren brutalen Ex um, der Mathematiker bastelt ihr ein perfektes Alibi. Dumm, dass der ermittelnde Kommissar mit einem Physiker befreundet ist. So treffen denn zwei Naturwissenschaftler-Genies aufeinander und daraus soll dann die Spannung entstehen. Womit ich mir immer schwer tue: aus dem Japanischen übersetzte Bücher sind sprachlich oft so unterirdisch öde, dass man den Japanern wünscht, dass die Texte im Original nicht genauso dröge sind. Darum konzentriert man sich besser auf den Inhalt, der kommt langsam aber sicher in Fahrt und das Buch schlägt dann tatsächlich ein paar Haken, an denen man sich erfreuen kann. Ein wenig verarscht kommt der Leser sich freilich bei dem einen Hakenschlag vor, bei dem sich herausstellt, dass sich das Buch immer um eine falsche Fragestellung drehte. Rate ich zur Lektüre? Nö, muss nicht sein. Schadet aber auch nichts, wenn man die Zeit totschlagen will.
  • Heinrich Steinfest: Wo die Löwen weinen // Zum zweiten Mal gelesen. Diesmal war ich ein wenig angenervt von Oberbelehrer Steinfest. Er ist Stuttgart 21-Gegner (und das ist gut), aber er hat damals wohl aus starker Betroffenheit geschrieben. Mit ein wenig Abstand – wenigstens zeitlichem Abstand, hätte das Buch vielleicht gewonnen. Gar zu oft informiert er den Nicht-Stuttgarter-Leser über das Bauprojekt und die Baupolitik, das tut er ungeniert, nicht nur durch seine Figuren, sondern auch einfach so mal, wenn ihm danach ist. Volten und Finten schlägt das Büchlein, am Ende wird mancher Faden sehr überraschend mit einem anderen losen Ende verbunden, manchmal haarsträubend an der Haaren herbei gezogen. Naja, sicher nicht der beste Steinfest.
  • Chimamanda Ngozi Adichie: Americanah // Für den Lesekreis gelesen. Wer Belletristik lesen will, wem es um Literatur geht, der lasse die Finger von diesem zusammengerotzten Mist. Wem es um den alltäglichen Rassismus in den heutigen USA, dem sei das Buch wärmstens empfohlen.
  • T. C. Boyle: Wassermusik // Sein starkes erzählgewaltiges Debut. Wow. Wunderschön schon sein Motto über dem Text: wo immer die Fakten der Phantasie entgegenstanden, wurden sie reinen Gewissens verändert. Ja, das macht Spaß zu lesen, das ist süffig. Mit welcher Frechheit der schottische Nationalheld als egozentrischer, beziehungsunfähiger und reichlich naiv ungeschickter Entdecker gezeigt wird. Und wie parallel dazu die Geschichte eines Underdogs, eines wahrhaftigen Stehaufmännchens erzählt wird, der dem Leser bald wichtiger und symphatischer ist, als der Held, das ist schon ein starkes Stück. Empfehlenswert? Ja, würde ich schon sagen.
  • Peter Stamm: Agnes // Auch das ein Debut. Hab das schmale Bändchen schon vor ein paar Wochen gelesen. Was bleibt davon? Es geht um den Rechercheaufenthalt eines deutschen Sachbuchautors in den USA, in einer Bibliothek lernt er eine Studentin kennen. Man kommt sich näher, poppt und kabbelt sich. Verstehen tut er sich eigentilch nie und irgendwann verschwindet sie wieder aus seinem Leben. Das bedauert er sehr. Tja. So ähnlich ists mit dem Büchlein selbst. Ich jedenfalls hab nicht richtig verstanden, worum es dem Autor ging und fand es die Mühe nicht wert, länger drüber nach zu denken – genau wie der Protagonist gegenüber Agnes. Nun ist das Büchlein erledigt und verblasst angenehm im Gedächtnis. Das ist dann doch ein Unterschied, man trauert dem Buch nicht so nach, wie der Protagonist Agnes nachtrauert. Kann ich empfehlen? Habs nicht verstanden und sag darum lieber nix dazu.

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