Wandernde Herbst-Lese (Oktober 2022)

Lucy Fricke: „Die Diplomatin“ „Lächeln, lügen, Lachs fressen“ – so lässt Lucy Fricke ihre Protagonistin das Diplomatendasein zusammenfassen. Dabei ist das nur einer von vielen pointierten Sätzen, die fast schon Kalenderspruchqualität haben und die locker über den Text gestreuselt sind. Ungemein spritzig auch die Dialoge die oftmals vor bösen Witz triefen. Doch nicht nur im […]

documenta 15 – wie mich das ankotzt

Die d15 sucht den Austausch mit dem Publikum. Nun denn! Wie mich euren Diletantissmus ankotzt! Kunst darf ruhig auch was mit Kunstfertigkeit zu tun haben. Es schadet nichts, wenn man lernt, wie man mit dem Material umgeht, aus dem man ein Kunstwerk schaffen möchte. Es schadet nichts, wenn man den Umgang mit dem Material übt […]

Ausgelesen: Enrigue und Houellebecq

Alvaro Enrigue: „Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles“ Ich muss gesetehen, dass mein Bild von Indianern komplett durch Karl May und Western-Filme versaut ist. Spannung, Exotismus, starke Männer – darum gings mir. Ich hab mich nie drum geschert, was eigentlich passiert ist, als Mexiko und die USA zu Staaten wurden und die Indianerstämme […]

Ausgelesen: „Kintsugi“ von Miku Sophie Kühmel

Ein Buch wie eine zerbrochene Teeschale. Kintsugi, der Titel des Buches, bezeichnet ein japanische Methode eine zerbrochene Teeschale mit Gold zu reparieren, um sie weiterhin in der traditionellen Teezeremonie verwenden zu können. Durch die Reparatur gewinnt die Schale weniger an materiellem, dafür aber an ästhetischem und ideellen Wert. Der Roman besteht aus vier Kapiteln, jeweils […]

Der Corona-Klausner versteht nicht ….

… warum so viele Menschen reflexhaft nach einem starken Staat rufen. In den letzten Tagen, eigentlich schon seit ein paar Wochen, tobt ein Ruf durch die Online-Foren: „Macht die Grenzen dicht!“. Seit ein paar Tagen tritt er in der verschärften Form auf: „Ausgangssperre sofort!“ Stand heute, 21. März 2020, kenne ich in meinem Umfeld niemanden, […]

Ausgelesen: John Ironmonger – Der Wal und das Ende der Welt

Ein ganz ganz übles Machwerk. Unter dem Deckmantel einer moralisch erbaulichen Geschichte präsentiert uns der Autor einen zu tiefst asozialen Menschenfeind als einen Helden, der verehrungswürdige gut Taten an seinen Mitmenschen ausübt. Ein derart üble Verdrehung der Realität findet man sonst nur noch in Diktaturen, die alles glattbügeln und zu ihrem Zweck umdeuten. Meine Empfehlung: […]

Ausgelesen: John Lanchester – Die Mauer

„Kapital“, das Buch zur Finanzkrise, ist vom gleichen Autor. „Die Mauer“ ist weniger raffiniert, aber greift auch wieder ein aktuelles Thema auf: in einer nicht all zu fernen Zukunft umgibt sich Großbritannien mit einer Mauer um Klimaflüchtlinge abzuwehren. Brexit und Klimawandel werden flugs in einander verwoben. An der Mauer wird Wachdienst geschoben und wenn es […]