Vom Verlust der mentalen Karte

Freund Daniel hat es mir brühwarm empfohlen und Maja hat es bekräftigt: die App Komoot ist der Hit zum Wandern. Kurz gesagt eine Navi-App für Wanderer mit sehr gutem Kartenmaterial, Routenplanung und Sprachführung.

Also auf zum Testlauf! Mein Weg führt mich von Höfingen zur Sternwarte an der Uni in Vaihingen. Komoot schlägt den Weg vor, dem ich brav folgte. Erstaunlich kleine und unscheinbare Passagen gehören dazu. Das ist prima. Die Sprachführung hat gelegentlich andere Vorstellungen als ich, zum Beispiel, wenn sie von „leicht links“ spricht, es sich aber um eine rechtwinklige Abzweigung handelt. Nur einmal wusste Komoot nicht, dass eine Fußgängerüberführung (seit über einem Jahr) gesperrt ist. Alles in allem war die Sprachführung aber super. Und bei Zweifeln kann man ja immer noch auf die App-Karte schauen.

Womit ich beim eigentlichen Thema wäre: Ich kam mir auf manchen Passagen ziemlich verloren vor. Einige der Wege bin ich noch nie oder schon lange nicht mehr gelaufen. Mit einer Wanderkarte würde ich mich orientieren: wo bin ich, wo muss ich lang, auf welcher Straße fahren die Autos, die man im Hintergrund hört, führt der Weg langfristig in diese Richtung oder umgeht er einen Berg etc. Die Wanderkarte würde mir helfen, mich in der Welt einzuordnen. Die App kann das nicht im gleichen Maß leisten. Der Ausschnitt ist entweder zu kleinräumig oder nach dem beim Auszoomen ungenau. Es entsteht keine Karte in meinem Kopf. Klar, die Himmelsrichtung und damit auch die Gesamtrichtung hab ich (dem sonnigen Wetter sei dank) immer gewusst. Aber irgendwie fand ich mich doch zu sehr demanzipiert, desorientiert.

Die App werd ich trotzdem behalten. Und mir sicher auch noch Kartenmaterial nachkaufen. Zukünftig steht ich dann mit gedruckter Karte und der App in der Landschaft. Ganz ohne gedrucktes Kartenmaterial würde ich in abgelegene Gegenden nicht gehen wollen. Akku leer, Gerät defekt, dann bleibt wenigstens noch die traditionelle Orientierung. Aber wie oft bin ich schon im Wald gestanden und hab geraten, wie Karte und ich zusammenpassen – oft genug auch schlecht geraten.  Das erspart einem die App und deshalb ist sie gut.