Lieber Onkel Onofried,
nachdem uns gestern die entsetzliche Nachricht erreichte, dass die Principessa entführt sei, rannten wir zuerst durcheinander wie ein Haufen aufgescheuchter Hühner und kamen erst wieder in der nächsten Bottega zur Besinnung. Dort besprachen wir, was zu tun sei. Einige Zauderer und Zögerer meinte, man könne nichts tun, als hier weiter auszuharren und die Entwicklung der Dinge zu beobachten. Da platze mir die Hutschur. Ich sprang auf den Tresen und rief aus: „Wie sollen die Dinge sich entwickeln, wenn wir sie nicht selbst in die Hand nehmen?“
Ich glaube, Onkel Onofried, du kannst stolz auf deinen Vetter sein, habe ich diesen Spruch doch von dir. Meine Zuhörer sind nicht auf den Kopf gefallen und erkannten, dass diese Frage keine Worte als Antwort haben wollte, sondern Taten. Und Taten folgten auch: man riss mich vom Tresen und verpasste mir einige Rippenknüffe und Nasenstüber, hielt man mich doch für einen Republikaner, der zur Revolution aufrufen wollte.
Nun, die Sache konnte geklärt werden und nachdem der Blutschwall aus der Nase gebremst werden konnte und ich unter den gebrochenen Rippen wieder etwas Luft bekam, beschlossen wir, mit vereinten Kräften der Principessa zur Hilfe zu eilen. Also, die Ärmel hoch gekrempelt und los. Bei der nächsten Runde berieten wir, wie wir am schnellsten und besten vorgehen könnten. Dabei trat ich versehentlich einen der Hunde unter dem Tisch. Dieser riss mir in seiner Not ein Stück Fleisch aus der Wade. Doch damit war die rettende Idee geboren und nachdem mein Bein verbunden war, bildeten wir Hundestaffeln, um damit die Spur der Entführer aufzunehmen.
An dem Tisch, an dem die Principessa zuletzt gesehen worden war, nahmen die Hunde die Spur auf. Wie du siehst, haben wir Brieftauben dabei, damit wir stets schnell die neuesten Nachrichten austauschen können, wir sind hier ja nicht in der Provinz.
Tatsächlich gelang es den Hunden, eine Fährte aufzunehmen. Und dann ging es los in wilder Jagd. Und auch ich tat mein bestes, um hinterher zu kommen, leider brach meine Krücke, so dass ich stürzte und mir den Ellenbogen stieß, der nun eingegipst ist. Doch wir waren guter Dinge, dass die Sache bald zu einem erfolgreichen Abschluss kommt und uns die gemeinen Entführer über Kurz oder Lang in die Hände fallen. Doch zu unserer großen Enttäuschung verloren die Hunde die Spur im Wasser. Diese Halunken, diese aufgebufften Verbrecher sind einfach mit ihrer Geisel in See gestochen. Wutschnaubend zogen wir zurück in die Bottaga um uns weiter zu besprechen.
Dein malader Vetter Franz