Lieber Onkel Onofried,
deine Nachricht, dass du gar nicht daran denkst, wegen, wie du sagt, dieser „Trulle“ hier her zu fahren, hat mir die Feier ein wenig vergällt.
Ich habe nun aber keine Lust, mir die vielleicht schönste Zeit meines Lebens von dir altem Griesgram verderben zu lassen. Denn bleib doch hinter deinem Ofen und zieh an deinem Pfeifchen. Wenn ich wieder komme, werden wir aber ernsthaft über deine Wortwahl sprechen müssen. Bislang hatte ich angenommen, dass du Anstand und Würde hast und eine Hochwohlgeborene wie die Principessa respektiert. Nun aber muss ich annehmen, dass du ein sabbernder Haderlump bist, ein fünfmal vermaldeiter Sesselpubser und nur noch dieser naive Schläger, dein Neffe, dieser Tunichtgut, doch am Tumbheit übertrifft.
Dein lieber Vetter Franz
PS: Der hiesige Wein hat es ganz ordentlich in sich. Darüber hätte ich fast vergessen dir die große Nachricht des Tages mitzuteilen. Die Principessa ist – das weißt du ja sicherlich, man hört es ja allerorten – volksnah. Heute nun schritt sie höchstselbst zu den Handwerkern und beobachtete die Fortschritte im Bau der großen Festanlage. Ihr zu Ehren wurde ein Stadtviertel verratzter Hütte platt gemacht und an deren Stelle eine marmorne Anlage aufgebaut, an der sich die Jugend ergötzen soll, damit auch die nächsten Generationen das Loblieb auf die Principessa anstimmen werden. Für den Bau hat der Magistrat das Stadtsäckel weit geöffnet. Du siehst: Auch die Honoratioren der Stadt lassen sich nicht lumpen und wissen, wie mein einen solchen Gast zu ehren hat. Übrigens: sicherlich ist die schwarze Tasche aufgefallen, die sie über ihre zarten Schultern gelegt hat. Darin trägt sie die Einnahmen ihres karitativen Fonds. Siehst du: so sehr kümmert sie sich ganz persönlich um die Armen, nimmt keine Rücksicht auf sich selbst. Wir bewundern sie.
Sie war übrigens mit dem Fortschritt der Arbeiten recht zufrieden. Nachmittags haben wir den Platz mit großem Getöße, Rambazamba und Tamtam eröffnet. Es gab dann nicht nur Wein mit der Zusatzabgabe für den „Fonds der guten und lieben Principessa Marina di Pietrasanta“, sondern auch Pizza Marina, Spaghetti Marina und Grappa Pietrasanta, jeweils mit einem Obolus für den Fonds, da feiert man doch gern. Und dorthin geh ich jetzt auch gleich wieder zurück, noch mehr gutes tun.