Geflüchtete

Schlossplatz am 16.1.2016

81 Organisationen hatten aufgerufen zu einer Demo gegen Fremdenfeindlichkeit und sexuelle Gewalt. Gerade mal 7.000 kamen. Für Stuttgart keine all zu große Zahl. Schlecht.

Was mir missfiel: die DGB-Rednerin sprach bewusst nie von Flüchtlingen, sondern von Geflüchteten. Nach meinem Dafürhalten war das Gewerkschaftssprech und sicher das Ergebnis langer Debatten. Finds trotzdem falsch.

Zwei falsche Aspekte werden durch diese Formulierung transportiert: Der „Geflüchtete“ ist jemand, dessen Flucht vorbei ist. Das Wort strahlt Vergangenheit aus. Schön wärs. Die Flucht der Flüchtlinge ist noch lange nicht vorbei, wenn sie in Deutschland oder der EU sind. Es ist beschönigend so zu tun, wie wenn es keine langen Anerkennungsverfahren und eben auch keine Ausweisungen und Abschiebungen gäbe.

Und: der „Geflüchtete“ ist eine Passivkonstruktion. Mit ihm wird etwas gemacht. Okay, in vielen – allen? – Fällen wird man in die Flucht getrieben Doch den Flüchtling nur als passiv Herumgestoßenen zu bezeichnen, raubt ihm das letzte bisschen Menschenwürde. Er ist immer noch aktiv, er hat Handlungsmöglichkeiten, wenn es auch wenige sind. Auch wenn er gedrängt wird irgendwo weg zu gehen, viele Länder ihn nicht haben wollen, er versucht trotzdem in das Land zu kommen, in das er will. Er kämpft eben sehr wohl um seine Überleben und seine Würde, dass sollte man auch anerkennen, wenn man über ihn spricht.

Also lieber weiter das Wort „Flüchtling“, es ist ehrlicher und nicht den Betreffenden ernst.

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