Elizabeth Strout: Das Leben natürlich
Jonathan Lethem: Der Garten der Dissidenten
Beide Bücher hab ich für den Lesekreis gelesen. Den Lethem hätte ich mir vielleicht auch so gegönnt, dann aber noch mehr Probleme damit gehabt.
Zwei grundverschiedene Bücher, die aber das gemeinsame Thema „Familie“ haben. Strout erzählt eine Geschichte die in der Provinz von Maine und mitten im Großstadttroubel von New York spielt. Alles sehr klischeehaft. New Yorker sind irgenwie echte Großstädter, Provinzler sind Provinzler. Drei Geschwister üben den Spagat dazwischen und haben noch ein uraltes Kindheitstrauma aufzuarbeiten. Damit das ganze überhaupt zeitlich eingeordnet werden kann (könnte über weie Strecken auch 1850 oder so spielen), wird eine Neffe eingebaut, der einen Schweinekopf in das Freitagsgebet einer Moschee wirft. Das Bübchen wird so naiv dargestellt, wie kein Mensch nicht sein kann, er soll nicht mal ansatzweise geahnt haben, dass das Werfen von Schweineköpfen überhaupt und in dem besonderen Fall sowieso irgendwie Anstoß erregen könnte. Ein Ehekrise und ein Karriereknick tauchen auf, eine sich emanzipierende Hauptfigur und eine scheiternde. Blabla. Einzig die in vielen Fällen ausgesprochen gelungenen Dialoge lassen einen dabei bleiben. Familie über alles, würg.
Anders bei Lethem: da wird die Familie zum Fluch über jedem der Protagonisten. Das Buch beginnt in den 50ern und geht bis heute. Alle Protestbewegungen seither werden von Mitgliedern einer Familie durchlebt und alle scheitern am Protest und Familie sind meist die Menschen, die einen verlassen oder wenigstens verletzt haben. Ganz anders also als die Strout. Interessanter. Aber trotzdem schwer zu lesen. Sperrig. Und sogar irgendwie, tja, langweilig. Erst das Gespräch mit den anderen Lesern hat ein wenig mehr Gefallen in den Text gebracht.